Entwurfsidee - Kurhaus Bad Homburg - Architekturbüro Baum

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Entwurfsidee - Kurhaus Bad Homburg

Aktuell
Konzept - Umbau des Kurhauses Bad Homburg
Das heutige - dritte Kurhaus 3.0 - hat Vorgeschichte.

Im Jahre 1840 vereinbarte Landgraf Ludwig - Regent der souveränen Landgrafschaft Homburg von 1815-1866 -, mit den späteren Spielbank-Betreibern - den beiden Brüdern Blanc - am heutigen Standort in der Louisenstraße das erste Bad Homburger Kurhaus 1.0 im klassizistischen Stil errichten zu lassen. Im Gegenzug erhielten die Blancs´ eine Spielbank-Konzession, - die Blaupause für die "Mutter von Monte Carlo" und weitere Spielcasinos.
Grundsteinlegung für das erste Kurhaus-Gebäude war am 23. Mai 1841, eröffnet wurde es im August 1843. Es war Treffpunkt aller internationalen Kurgäste, so dass recht bald feststand - das Gebäude muss erweitert werden.
Aus den historischen Unterlagen der Feuerwehr geht heute hervor, dass es um 1860 zu einem Küchenbrand kam, der trotz erfolgreicher Löschaktion der großaufgebotenen freiwilligen Feuerwehr Anlass gab, zwei Seitenflügel dem Kurhaus 1.0 anzubauen. Nach den Umbau-Plänen des Brüsseler Architekten Jean-Pierre Cluysenaar entstand mit Hilfe des noch jungen Bad Homburger Bauleiters und späteren Bad Homburger Stararchitekten Louis Jacobi ein schlossähnliches Gebäude.



Am Ende des zweiten Weltkrieges - genau am 8. März 1945 - wurde das Kurhaus 1.0 total zerstört. Ein Wiederaufbau im alten klassizistischen Stil wurde nicht mehr gewünscht.

So kam es am 2. September 1950 zur Grundsteinlegung für das zweite Kurhaus 2.0 im Stil der 1950-er Jahre. Eröffnet wurde es 1952/53, das ganze finanziert - wiederum durch einen späterer Spielbank-Betreiber - Herr Heidtmeier.
Nach einigen Umbauversuchen entschied sich die Stadt Bad Homburg 1980 für Abbriss von Kurhaus 2.0 und für einen Neubau des heutigen Kurhaus 3.0.


Im April 1984 wurde das "postmoderne" Kurhauses 3.0 als neues Kur- und Kongresszentrum eröffnet.
Doch auch hier fanden sich recht bald Stimmen, die 25 Jahre nach Errichtung das von den Bürgern finanzierte Gebäude auf Grund gestalterischer Mängeln wieder abreißen und in aktuellerem Zeitgeschmack neu errichten wollten.
Die Frage stellt sich: wie oft muss sich das wiederholen? Und wem nutzt das? Ist das von den Bürgern finanzierte Kurhaus 3.0 auf Grund der medialen Diskreditierungen vor Abbriss noch zu retten ?
Oder lässt sich aus dem Gegebenen ein neues Kurhaus-Zentrum schaffen, das mit begrenztem finanziellen Umbau-Budget einen größeren Gesamt-Nutzen bietet und auch allen gefällt ?
In der Tat bietet da Kurhaus durch seine unterschiedlichen Zugangsebenen, - im Gegensatz zu seinem ersten historischen Vorbild aus dem Jahre 1861 -, einen optisch "bescheideneren" Gesamteindruck, unter anderem, weil es tiefer im Gelände eingebunden ist. Die Planer von 1984 legten den ebenerdigen Zugang zum Untergeschoss der Kreissparkasse fest, der von der Ludwigstraße und Louisenstraße bequem zu erreichen ist. Mit ansteigendem Höhenniveau der Louisenstraße wurde das Untergeschoss im mittleren Teil des Kurhauses notgedrungen im Gelände eingegraben und erhält kein Tageslicht. Der Haupteingang zum Theater ist deshalb nur über einen gepflasterten Erdhügel möglich. Dadurch erscheint der mittlere Gebäudeteil nur zweigeschossig und genügt wohl nicht den optischen Ansprüchen an ein repräsentatives Kurhaus. Der Zugang zum linken Gebäudeteil am Schwedenpfad wird wiederum über eine 8-stufige Freitreppe zum höhenversetzten Untergeschoss gewährleistet.

1. Diese Uneinheitlichkeit des Zugangs ist eine der Hauptursachen für das gewöhnliche äußere Erscheinungsbild des heutigen Kurhauses. Ebenso sind die Dachaufbauten zu nennen, die nicht repräsentabel erscheinen.
2. Des Weiteren stellt die Verkehrsführung für Busse und Taxen ein sehr störendes Hindernis dar, die Besucher vor dem Kurhaus an einem uneingeschränkten Stadtbummel hindert.
3. Wichtig ist auch zu nennen, dass durch das Kurhaus das eigentliche Bad Homburger Juwel, - der konkurrenzlos schöne Kurpark -, dem Passanten wie hinter einer Wand verborgen bleibt, Sichtachsen werden verhindert und ein direkter Zugang wird versperrt. Kaum jemand kommt nach einem Einkaufsbummel auf die Idee, im nahen Kurpark Ruhe und Natur zu genießen. Und doch liegt beides so unmittelbar nah beieinander.
4. Ebenso ist der Kurhaus-Garten nur über enge Zugänge an den Seitenstraßen zu erreichen und führt zurzeit ein vernachlässigtes Schattendasein in Bestlage für Insider.
All diese Punkte könnten mit einem einfachen Straßenbau-Projekt am Kurhaus-Vorplatz grundlegend gelöst werden, wodurch ein höherer Gesamtnutzen erzielt und sich das heutige Kurhaus selbst, in neuem Licht präsentieren könnte. Die Geländeform bietet dafür ein besonderes Potential, um daraus ein gutes Gesamtkonzept zu entwickeln.
1. Bauabschnitt  
Stellt man sich vor, in einem 1. Bauabschnitt wird der „gepflasterte Erdhügel am Kurhaus-Vorplatz – zwischen der Kreissparkasse bis hin zum Theater einheitlich bis zirka 3m Tiefe abgegraben, so dass vor dem gesamten Gebäude eine durchgängige gepflasterte Fußgänger-Ebene von der Ludwigstraße bis zum Schwedenpfad entsteht. So würde sich das Kurhaus viel erhabener präsentieren können. Die Geschäfte im Untergeschoss des mittleren Gebäudeteils wären ebenerdig für Kunden erreichbar und erhielten Tageslicht durch große Schaufenster. Dieser neue Kurhaus-Vorplatz hat seine Längskante in der Mitte der heutigen oberirdischen Bus-Fahrbahn. Das Höhenniveau vor der „Alten Post“ bleibt unverändert erhalten.
 


2. Bauabschnitt
Nach Fertigstellung des Kurhaus-Vorplatzes im 1. Bauabschnitt, wird in einem 2. Bauabschnitt eine Unterfahrbahn für Busse und Taxen unterhalb des heutigen Fußgängerbereiches vor der „Alten Post“ zwischen Thomasstraße und Schwedenpfad hergestellt. Zum Kurhaus hin wäre die neue Verkehrsführung seitlich offen.
Da die Louisenstraße vor dem Kurhaus den Scheitelpunkt zwischen der Thomas-Brücke / Schöne Aussicht und der Promenade bildet, bietet es sich besonders an, den Bus-Verkehr vom Schwedenpfad ab dem Geschäft „Rosenkranz“ und von der Thomasstraße ab Schöne Aussicht unterirdisch in das Gelände einfahren zu lassen. So kann kein Autoverkehr mehr einen Einkaufsbummel stören.
Die Bus-Haltestelle „Kurhaus“ ist unterirdisch, -jedoch seitlich zum Kurhaus offen -, und wird zwischen Nr. 63 und Nr. 57 vorgesehen. Der Zugang zum Kurhaus-Vorplatz ist stufenlos möglich, ebenso führt eine Treppe mit Personenaufzug zur höhergelegenen Fußgängerebene.

Betrachtet man den gesamten neuen Kurhaus-Vorplatz, so entstehen zwei höhenversetzte Fußgänger-Ebenen, die mit drei breiten Freitreppen verbunden sind. An den Kopfseiten des neuen Kurhaus-Vorplatzes - an der Ludwigstraße und am Schwedenpfad -, ist für Fußgänger ein stufenloser Übergang zur weiterführenden Fußgängerzone gewährleistet. Die An- u. Abfahrt des Marktbetriebes am Kurhaus ist barrierefrei über den Schwedenpfad möglich.

Der neue Kurhaus-Vorplatz bietet sich in den Sommermonaten auch für öffentliche Veranstaltungen an. Die höher gelegene Fußgängerebene vor der „Alten Post“ und die Freitreppen wären eine Art „Tribüne“ für Zuschauer direkt vor dem Kurhaus.

3. Bauabschnitt
Der 3. Bauabschnitt ist parallel zum 2. Bauabschnitt möglich. Es ist der eigentliche Umbau des Kurhauses. Zunächst soll ein breiter, offener Durchgang in der Mitte des Kurhauses hergestellt werden. Dadurch entsteht eine sichtbare Beziehung auf der Achse zwischen „Alter Post“ und dem Kurpark-Weiher und vermittelt einen Anreiz zur Erholung im nahen Kurpark. Der Kurhaus-Garten erhält dadurch einen direkten Zugang und läd Einkaufsbummler zum Verweilen in Cafes, Biergärten und Kinder zu spielen ein.
Die Fassade des mittleren Teils des Kurhaus-Untergeschosses wird im Stil der bestehenden Fassade mit großflächigen Fenster-Türelementen und Sandstein-Fassadenelementen ergänzt. Alle Geschäfte werden modernisiert.
Die Eckbauten des Kurhauses am Schwedenpfad und an der Ludwigstraße erhalten großzügige Glaskuppeln als Dachaufbauten. Jede einzelne bietet Platz für zwei übereinander-liegende Ebenen, die für Cafes, Veranstaltungen oder auch als Planetarium Bürgern zur Verfügung stehen können.
Gleichzeitig sind beide Glaskuppeln Wintergärten, die in den Übergangs-Jahreszeiten Frühjahr und Herbst das gesamte Kurhausgebäude durch passive Solar-Energienutzung mit Gratis-Wärme versorgen und so den Gesamt-Energieverbrauch des Kurhauses senken.
Der Kurhaus-Mittelbau wird mit einem Staffelgeschoss aufgestockt, auf dessen begrünten Dach Photovoltaik Platz haben. Diese Flächen können an private Stromerzeuger vermietet, oder selbst zur Stromerzeugung genutzt werden.
Im Winterbetrieb kann das gesamte Gebäude mittels Erdwärme-Sonden zusätzlich beheizt werden. Durch das Bündel verschiedener alternativer Energienutzungen können zusätzliche und teure Fassaden-Dämmarbeiten entfallen. Zudem ist bei einem öffentlichen Gebäude ohne ausreichende Luftdichtheit zu hinterfragen, ob eine zusätzliche, bis zu 20cm dicke Wärmedämmung der Außenwände, eine sinnvolle Art der Energieeinsparung wäre.






4. Bauabschnitt
Eine stilvolle Fußgängerbrücke über die Promenade ist im 4.Bauabschnitt vorgesehen. Sie stellt den ungehinderten Zugang der Bürger für ihr Juwel-, den Kurpark her. Dieser führt zurzeit ein gepflegtes Schattendasein. Bürger, die diesen seit langem mit Beiträgen finanzieren, benutzen ihn kaum. Dabei stellt er ein enormes Nah-Erholungspotential dar, das ein Miteinander durch Kommunikation fördern und Lebensqualität zusätzlich verbessern würde.
So sind im nahen Frankfurt sämtliche Parkanlagen und das Mainufer ein besonderer Trumpf an Lebensqualität in der Stadt. Der Umgang damit ist selbstverständlich geworden. Natur kann nicht durch Benutzung dauerhaft beschädigt werden, sie wächst ganz einfach nach. Doch das gemeinsame Miteinander im öffentlichen grünen Raum ist etwas, was den Menschen bleibt und unbezahlbar ist.
Dagegen wird der Kurpark Bad Homburg „ehrfürchtig wie auf Zehenspitzen“ betreten. Die Zeiten der betuchten Kurgäste sind aber ebenso passé wie das Kurhaus 1.0 von 1861 als „Museums-Kullisse“.
Nun gehört auch der Kurpark den Bürgern. Sie haben ihn sich längst verdient.


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